Sprechen Sie Stimmungen an!

In einem längerfristigen Projekt, dass ich übernahm, gab es enorme Spannungen. Meiner Meinung nach war ich unter anderem gerufen worden, um als Puffer zwischen zwischen völlig zerstrittenen Personen zu dienen. Vordergründig ging es um verwaltungstechnische Angelegenheiten. Die verschiedenen Abteilungsleiter sprachen nicht mehr miteinander. Sogar Beleidungen und Drohungen bestimmten das Klima. Einer der Abteilungsleiter, mein natürlicher Ansprechpartner, wollte und konnte größtenteils die Situation nicht verändern und ganz konkret mit den Mitgliedern der betroffenen anderen Abteilungen über die Situation sprechen. Aber diese waren ebenso zu keinem Gespräch miteinander bereit. Sie waren verärgert über ihren cholerischen Kollegen und fürchteten sich gar vor ihm. Man ging sich aus dem Weg. Gleichzeitig beteuerten alle, sie wollten nur ihre Ruhe. Es bildeten sich zwei Grüppchen. Meine Arbeit wurde immer dann schwierig bis unmöglich, wenn die unterschiedlichen Parteien zusammen kommen mussten. In diesem Fall konnte ich nur zeigen, dass ich mit allen Personen spreche und ich vor keinem Angst habe. In dieser Phase war die Situation mehr als verfahren. Alle Vermittlungsangebote waren vergeblich.
Lassen Sie es als Vorgesetzter oder Mitarbeiter nicht so weit kommen, dass Sie und Ihr Gegenüber den beiderseitigen Kontakt abbrechen. Sie können verärgert übereinander sein, die Vorgehensweise Ihres Gegenübers ablehnen, sich vielleicht übers Ohr gehauen fühlen. Vielleicht können Sie es sich nicht vorstellen, aber es ist öfter möglich als Sie vielleicht denken, sich gegenseitig die Meinung zu sagen, ohne dass die Kommunikation hinterher abbrechen muss. Der Austausch von Meinungen ist mit Emotionen verbunden. Wenn Sie die möglichen Gefühle Ihres Gegenübers nicht berücksichtigen, also verbalisieren, scheitern Sie leicht. Man wird dankbar sein, einen ehrlichen Gesprächspartner vor sich zu haben. Diese Erfahrung habe ich zumindest gemacht. Warum sollten Sie mit Ihrer ergebnisfördernden Meinung hinterm Berg halten, nur um die gute Stimmung nicht zu trüben. Warum sprechen Sie diese gefährdete Stimmung nicht gleich auch an? Diese Ehrlichkeit zahlt sich aus. Von was reden wir? Versuchen Sie es evtl. mit folgenden Formulierungen, denen im weiteren verstehendes Zuhören folgen sollte. Die beim Gegenüber befürchtete Emotion wird im Vorsatz angesprochen:
• "Auch wenn dies jetzt die Harmonie etwas trüben sollte. Sie alle finden, die Sache A hat mit der Sache B nichts zu tun. Ich finde, ganz im Gegenteil, dass hier ein gewollter Zusammenhang besteht."
• "Auch wenn Sie sich jetzt vielleicht auf die Füße getreten fühlen, ich möchte einen anderen Lieferanten als die Firma Müller (der Sie Jahre lang die Treue gehalten haben) "
• "Vielleicht fühlen Sie sich jetzt herb enttäuscht, Sie haben sich offensichtlich Mühe gemacht und alles für Alternative A vorbereitet. Alternative B gefällt mir jedoch deutlich besser, weil..."
• "Vielleicht stoße ich Sie jetzt vor den Kopf. Was Sie da von mir verlangen, ist mir einfach zu viel. Ich habe die letzten Wochen schon die Projekte A, B und C in Angriff genommen. Jetzt soll ich auch noch Projekt D anschieben. Eine Durchführung aller Projekte, wie ich sie mir vorstelle, kann ich da nicht mehr garantieren."
Sie werden vielleicht anderer Meinung sein. Emotionen spielen im Geschäftsleben eine große Rolle. Werden sie nicht berücksichtigt, wird die Kommunikation erschwert. Sie reden möglicherweise aneinander vorbei oder es entstehen unterschwellige Botschaften. Berücksichtigen Sie die Emotionen Ihres Gegenübers jedoch, bleiben Sie mit Ihrem Kollegen, Vorgesetzten, Mitarbeiter oder Geschäftspartner in Kontakt. Der Informationsfluss wird verbessert, die Kommunikation in der Folge vereinfacht. Bessere Ergebnisse sind die Folge.